logo
Cover des Unternehmer Macher Podcast Cover des Podcasts Freestyle-Ski-Star: Drogen, Depression & Comeback – Benedikt Mayr

Freestyle-Ski-Star: Drogen, Depression & Comeback – Benedikt Mayr

Gast Benedikt Mayr des Unternehmer Macher Podcasts

Gast
Benedikt Mayr

5 Buchempfehlungen

Benedikt Mayr gehört zu den bekanntesten Freestyle-Skifahrern Deutschlands: Freeskier of the Year, Olympiateilnehmer 2014 in Sotschi, weltweite Contests und Filmprojekte. Doch hinter den Medaillen stehen fünf Knie-Operationen, chronische Schmerzen, Schmerzmittelabhängigkeit und Depressionen. Heute führt Bene ein erfolgreiches Immobilienunternehmen und spricht offen über Themen, über die viele schweigen. Genau das macht seine Geschichte so wertvoll: Jeder Mensch erlebt Höhen und Tiefen, entscheidend ist, wie man damit umgeht.

 

„Mut heißt nicht nur große Sprünge. Mut heißt, die Wahrheit auszusprechen.“

 

Frühe Jahre: Vom Schlepplift-Hass zur Leidenschaft

Seine erste Erinnerung an Ski? Keine Love-Story. Als Dreijähriger am Sudelfeld und Spitzingsee, Schlepplift, Stürze, Frust: „Ich habe es gehasst.“

Die Wendung kam mit acht bis neun Jahren: erst Skirennen, dann Buckelpiste – das damalige „klassische Freestyle“. Zeit, Technik und zwei Sprünge mit Salto oder Drehung, bewertet von Kampfrichtern. Benedikt war erfolgreich, schaffte es in die Jugendnationalmannschaft und hier begann die Leidenschaft richtig zu tragen.

 

Der Profi-Moment: Wenn Leidenschaft zum Beruf wird

Mit 15 zog Benedikt von München zu einer Gastfamilie nach Bad Tölz, besuchte die Sportförderschule und ordnete alles dem Skifahren unter. Parallel entdeckte er das, was ihn wirklich packte: Freeski und Parkfahren wie bei den Snowboard-Stars.

Er trainierte jede freie Minute im Snowpark und gewann auf Anhieb die Deutsche Meisterschaft im Big Air. Es folgten Sponsoren, erst mit Material, dann mit Verträgen und echtem Geld.

Mit 17 zog er nach Innsbruck in eine Skifahrer-WG. Offiziell war er an der Abendschule gemeldet, realistisch aber schon Vollzeit-Profi. Er reiste um die Welt, nahm an Contests teil, drehte Filme und verdiente sein Geld mit dem Sport.

 

Freeski kurz erklärt: Was Benedikt gefahren ist

Im Freeski unterscheidet man verschiedene Disziplinen:

  • Slopestyle: Ein Parcours mit Rails und Sprüngen, Kreativität und Technik zählen.

  • Big Air: Eine riesige Schanze, ein perfekter Trick entscheidet.

  • Halfpipe: Das halbrunde Rohr, abwechselnd links und rechts hohe Sprünge mit Tricks.

  • Freeride: Fahren abseits der Piste in steilem Gelände, bekannt aus Red-Bull-Filmen.

 

Benedikt startete mit Slopestyle und Big Air, später auch im Freeride. Er nahm in mehreren Disziplinen erfolgreich an Wettkämpfen teil.

 

Interview

Der innere Antrieb: Null Sicherheitsnetz

Warum immer höher, weiter und schwieriger? Es war reine innere Motivation.

„Kann der das, will ich es auch können und gewinnen.“

Früher gab es keine Airbags oder Sommer-Matten wie heute. Tricks wurden auf dem Trampolin vorbereitet, der Rest wurde direkt im Schnee probiert. Fortschritt bedeutete: trainieren, stürzen, wieder aufstehen, weitermachen.

 

Verletzungen und Reha: Zurück auf Ski

Verletzung bedeutete für ihn nicht Drama, sondern Plan. Sagte der Arzt acht Monate Pause, peilte Bene sechs Monate an.

Zuerst improvisierte er mit eigenem Physio, später ermöglichten Sponsoren wie Red Bull ein professionelles medizinisches Umfeld: Ärzte, Physiotherapeuten, Mentalcoaches, zwei harte Einheiten täglich den ganzen Sommer über. Das Ziel war immer klar: so schnell wie möglich zurück auf die Ski.

 

Die Schattenseite: Die ersten Schmerzmittel

Nach der dritten Knieverletzung fehlte Knorpel, Knochen rieb auf Knochen. Fahren war nur noch unter massiven Schmerzen möglich.

Die Notlösung wurde Routine: Täglich Schmerzmittel, zuletzt 1.500 mg Ibuprofen am Tag. Blutwerte ergaben eine Leber wie bei einem Alkoholiker, obwohl er kaum Alkohol trank.

Spätestens hier begann ein gefährlicher Mix aus Schmerz, Leistungsdruck, Tabletten und schleichender Depression.

 

„Kopf und Herz wollten fahren. Der Körper konnte nicht mehr.“

 

Depression: Wenn Außenbild und Innenwelt kollidieren

Nach außen blieb Benedikt der Top-Athlet. Innen bröckelte alles. Der Körper war am Limit, Sponsoren mussten bedient werden und das Rollenbild musste aufrechterhalten bleiben.

Diese Diskrepanz zwischen Schein und Sein wurde zum Nährboden für Depressionen.

 

So beschreibt er die Depression:

  • „Alles ist schwarz“ – selbst am schönsten Ort mit den liebsten Menschen.

  • Aufstehen fällt schwer, Antriebslosigkeit dominiert.

  • Probleme wirken riesig, egal wie sie objektiv sind.

  • Es fühlt sich an, als säße man in einem Loch ohne Ausweg.

 

Parallel investierte Benedikt in Gastronomieprojekte in München und Innsbruck, die scheiterten. Geld war weg, der Druck stieg. Der Kreislauf schloss sich.

 

Hilfe holen – früher reden, früher heilen

Heute sagt Benedikt klar: „Das war vermeidbar.“

Zwei Schlüssel helfen in Krisen:

  1. Radikale Ehrlichkeit zu sich selbst. Den Status quo erkennen, statt eine Rolle zu spielen.

  2. Früh Hilfe suchen. Professionell durch Therapie oder Mentalcoaching und persönlich im Freundeskreis. Menschen, die ehrlich spiegeln, sind unverzichtbar, wenn man selbst die Situation nicht mehr klar sieht.

 

„Wenn du dir selbst etwas vorspielst, beginnt die Depression.“

 

Hilfe suchen statt weiter funktionieren

Die Drogen wurden zum Symptom einer tieferen Krise. Was als vermeintlicher Ausweg aus Schmerz und innerer Leere begann, steigerte sich zur Kokainsucht. Der Kick ersetzte den Adrenalinrausch, den der Sport nicht mehr zuverlässig gab. Als Benedikt merkte, dass es nicht mehr geht, meldete er sich selbst in einer Klinik. Es folgten zwei Aufenthalte mit acht und sechs Monaten. Dort ging es nicht nur um Abstinenz, sondern um Ursachenarbeit.

 

„Ich wusste nicht mehr, was ich machen soll. Also habe ich mir Hilfe geholt.“

 

Learnings für dich:

  • Erkenne Sucht als Symptom, nicht als Charakterfehler.

  • Hole dir früh professionelle Unterstützung.

  • Sprich mit Menschen, die ehrlich spiegeln.

 

Leistung, Loch und Ersatzkick

Der Weg in die Abhängigkeit betrifft nicht nur Sportler. Unternehmer, Künstler, Menschen mit hoher Taktung kennen das Leistungsloch nach großen Erfolgen. Wenn Struktur und Sinn wegfallen, sucht der Kopf Ersatz. Bei Benedikt kam zur körperlichen Grenze noch der Kampf um die eigene Rolle hinzu.

 

Gastro als Ablenkung und teures Lehrgeld

Parallel baute Benedikt mit Partnern mehrere Bars, ein Restaurant, einen Nachtclub in München und einen Concept Store mit Café im Skigebiet Innsbruck auf. Die Konzepte waren gut, die Leidenschaft fehlte. Ergebnis: mehr Geld verbrannt als verdient.

 

Fazit: Ohne echtes Brennen für das Projekt bleibt selbst das beste Konzept hinter seinen Möglichkeiten zurück.

 

Olympia Sotschi: Von der Szene zum Weltevent

Zu Beginn seiner Freeski-Zeit war Olympia kein Ziel, denn die Disziplinen waren nicht im Programm. 2012 nahm das IOC Slopestyle, Big Air und Halfpipe auf. In nur zwei Jahren bauten Fahrer zusammen mit dem Deutschen Skiverband die komplette Struktur auf. Trainer, Budgets, Qualiwege, alles entstand im laufenden Betrieb.

 

Qualifikationslogik vereinfacht:

  • Mehrfach internationale Topplatzierungen in Weltcups

  • Platzierung in der Weltrangliste unter den besten dreißig

 

Benedikt schaffte die Quali und erlebte Sochi 2014. Das Olympische Dorf wirkte surreal, Verpflegung rund um die Uhr, Security auf höchstem Niveau. Der Kontrast zwischen sportlicher Freiheit im Park und militärischer Ordnung draußen war enorm. Dennoch gab ihm die neue Struktur viel Halt. Trainingsplan, Physio, klare Abläufe. Nach dieser Phase suchte er wieder mehr Freiheit im Freeride.

 

Social Media und Sportkarriere heute

 

Früher konnte nur die Weltspitze vom Sport leben. Heute ermöglicht Social Media auch guten Amateuren ein professionelles Einkommen. Das ist großartig, bringt aber einen Zielkonflikt: Wer ganz vorn mitfährt, hat kaum Zeit für Content. Wer Content priorisiert, kann unabhängig von Ranglisten leben. Beide Wege sind valide.

 

Warum Benedikt ein Buch schrieb

Ein erfahrener Sportautobiograf, Fred Selin, bot die Zusammenarbeit an. Das Schreiben wirkte therapeutisch. Offenheit wurde zum Prinzip. Wer das abschreckt, passt ohnehin nicht als Geschäftspartner. Vieles spricht dafür, denn seitdem melden sich Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen und um Rat fragen.

 

Für wen ist das Buch gedacht

  • Für Skifans, die die erste Hälfte als Freeski-Reise lesen möchten.

  • Für Menschen, die sich plötzlich in Depression, Schmerzmittel oder Drogen wiederfinden und eine Brücke zum ersten Gespräch suchen.

 

„Es ist nichts Schlimmes, sich helfen zu lassen.“

 

Heute: Klarer Kopf, klare Ziele

Benedikt geht es gut. Er fährt weiter mit Leidenschaft Ski, fokussiert sich aber beruflich auf Immobilien.

 

Einstieg in Immobilien: Vom ersten Flip zum Bestand

2017 startete er mit Sven Kühle, ebenfalls ehemaliger Profi. Erste Station war eine kleine Wohnung in Innsbruck. Eigen saniert, verkauft, reinvestiert. Zwei Objekte wurden zu drei, dann zu vier. Die Finanzierung war anfangs schwierig. Rund dreißig Banken sagten ab. Eine Bank glaubte an das Team und arbeitet bis heute mit ihnen zusammen.

 

Strategie in Kürze

  • Start mit kleinen Einheiten in Innsbruck

  • Wertschöpfung durch Sanierung und Verkauf

  • Aufbau von Eigenkapital für Bestandskauf

  • Skalierung in Nordrhein-Westfalen in B und C Lagen mit Mehrfamilienhäusern

„Mein Zielbild ist“: Cashflow, Bestandsaufbau und Vermögensaufbau als Weg aus der Abhängigkeit vom Sport.

 

So gehst du deinen ersten Deal an

  • Konkretes Objekt sichern. In Österreich ist ein unterschriebenes Kaufangebot über den Makler verbindlich. Zeitdruck realistisch einkalkulieren.

  • Businessplan statt Bauchgefühl. Zahlen, Sanierungsplan, Exit oder Haltestrategie klar dokumentieren.

  • Viele Banken ansprechen. Ablehnungen gehören dazu. Eine einzige Zusage kann zur Partnerschaft auf Jahre werden.

  • Ehrlich kalkulieren. Sanierungsbudget, Bauzeiten, Leerstände, Vertriebskosten.

 

Vom Flip zum Bestand und zur Projektentwicklung

Aus den ersten Flips entstand ein Bestand. Parallel wurden in München Grundstücke entwickelt und veräußert. Mit der Marktkrise in Deutschland wurde selektiver angekauft. Heute setzt Sven Projekte in den USA um, Benedikt entwickelt mit seiner Partnerin Ferienimmobilien in Italien.

 

Ferienhäuser an der Adria

In Venezien und Friaul kaufen sie ältere Einfamilienhäuser, sanieren hochwertig und verkaufen vor allem an Käufer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Mehrwert entsteht durch Sanierungsqualität, Sprachkompetenz und verlässliche Abwicklung.

 

Struktur

  • Gesellschaftssitz in Bozen für deutschsprachige Steuer und Rechtsprozesse

  • Dolmetschung beim lokalen Notar vor Ort

  • Klare Zielgruppe, klare Produktqualität

 

Keine Vermittlung, fokusiertes Investieren

Das Team vermittelt nicht, sondern investiert. Ankauf, Sanierung, Vermietung und Verkauf. Den Vertrieb übernehmen spezialisierte Makler, damit Profis verkaufen und das Team entwickelt.

 

Warum wurde Benedkit Mayr Unternehmer

Abhängigkeit von Sponsoren und externen Entscheidungen prägte die Sportjahre. Unternehmertum bedeutet ebenfalls Abhängigkeiten, aber mit mehr Steuerbarkeit. Benedikt ist Autodidakt und hat sich jedes Feld selbst erschlossen.

 

An den 16 jährigen Bene

Benedikt Mayr würde seinem 16-jährigen Ich empfehlen: „Glaube an dich, bleib dran, auch wenn es nicht sofort klappt. Arbeite konsequent, dann kommt das Ergebnis.“

 

Ein kleiner Moment mit großer Wirkung

Kurz vor der Klinik wanderte Benedikt den Jakobsweg Primitivo. Hoch oben, allein im Schnee, mit Brotzeit und warmen Schuhen, fühlte er echtes Glück. Er erkannte, wie wenig es braucht, um wirklich zufrieden zu sein.

Diese Episoden könnten dir auch gefallen:

Cover der Episode Oscar Karem

Oscar Karem

Firmen kaufen statt gründen? Oskar Karem erklärt, wie du durch clevere Übernahmen schneller, sicherer und profitabler in die Selbstständigkeit starten kannst.

Cover der Episode So kam ich in die Forbes 30 under 30 – Startup-Chris (Christopher Obereder)

So kam ich in die Forbes 30 under 30 – Startup-Chris (Christopher Obereder)

Alles zu Christophers außergewöhnliche Gründerstory- Wie er 360.000.000 € für seine Start-ups sammelte und wie er ins Silicon Valley kam.

Cover der Episode So wirst du im Leben & Business erfolgreich - Robert Roseneder

So wirst du im Leben & Business erfolgreich - Robert Roseneder

Weltmeister Robert Roseneder im Interview: Wie du mit Mut, Werten & Visionen zum Erfolg findest