Gast
Doris Marchadier
Doris Marchadier ist weit mehr als eine Expertin für Physiotherapie. Sie ist eine wahre Allrounderin, wenn es um ganzheitliche Gesundheit geht. Von Yoga über Atemarbeit bis hin zur Naturheilkunde – ihre Expertise geht tief und basiert auf jahrzehntelanger praktischer Erfahrung. In diesem Artikel tauchen wir gemeinsam mit ihr in die Welt der Atmung ein – ein Thema, das auf den ersten Blick simpel erscheint, aber enorme Auswirkungen auf Gesundheit, Psyche und Leistungsfähigkeit hat.
Stell dir vor: 17.000 Atemzüge am Tag – über 500 Millionen in deinem Leben. Und doch schenken wir diesem lebenswichtigen Prozess oft kaum Beachtung. Doris Marchadier macht in ihrem Buch „Die Kraft der Atmung“ deutlich, wie tiefgreifend Atmung unseren Körper und Geist beeinflusst:
Sauerstoffversorgung aller Organe
Regulation des Herzschlags
Einfluss auf unsere Psyche, unsere Muskulatur und unsere Energie
Ein besonderes Aha-Erlebnis: Die eigentliche Magie der Atmung passiert nicht beim Ein- oder Ausatmen – sondern beim Luftanhalten. Denn nur in dieser Phase kann Sauerstoff optimal im Körper verteilt werden.
Was Doris antreibt, ist nicht nur ihre berufliche Neugier. Es ist auch eine persönliche Erfahrung: Ihr Bruder sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl – mit eingeschränkter Atemkapazität. Dieses Erlebnis hat sie geprägt. Ebenso wie ihre erste Schwangerschaft, in der sie selbst Schwierigkeiten mit dem Atmen hatte. In Paris fand sie den Zugang zum Yoga – und damit auch zur Atemarbeit. Es folgte eine intensive Ausbildung und schließlich der Weg in die Selbstständigkeit.
Heute führt Doris eine Praxis für Physiotherapie und Naturheilkunde und gibt ihr Wissen weiter – in Kursen, Coachings und in ihren Büchern.
Viele sprechen von „Bauchatmung“, aber eigentlich atmen wir immer in die Lunge. Der Unterschied: Wie viel Raum geben wir der Lunge? Die ideale Atmung – die sogenannte Vollatmung – nutzt:
den Bauchraum (durch das Senken des Zwerchfells),
die Flanken (seitliche Ausdehnung),
die Lungenspitzen bis unter das Schlüsselbein.
Ein bewusstes Training dieser Atmung kann nicht nur dein Lungenvolumen erweitern, sondern auch Stress reduzieren, deine Schlafqualität verbessern und deine mentale Stärke fördern.
Stress führt zu schneller, flacher Atmung. Doch du kannst diesen Prozess umkehren: Langsames Ausatmen beruhigt dein Nervensystem, senkt den Herzschlag und wirkt wie ein inneres Reset. Doris empfiehlt besonders bei Einschlafproblemen oder Nervosität einfache Übungen, etwa die bekannte 4-7-8-Technik:
4 Sekunden einatmen
7 Sekunden Luft anhalten
8 Sekunden ausatmen
Diese Technik hilft, in kurzer Zeit zu entspannen – ideal vor dem Einschlafen oder vor stressigen Situationen wie Prüfungen oder Auftritten.
Ein überraschender Tipp von Doris: Visuelle Konzentration zur Beruhigung des Geistes. Beispielsweise im Raum alle geraden Linien, rechten Winkel und Kreise bewusst wahrnehmen – so schaltet dein Kopf von Grübeln auf Beobachten um. Ein einfacher Einstieg in die Meditation.
Wie beim Muskelaufbau braucht auch dein Atemmuskel – vor allem das Zwerchfell – Training. Doris zeigt, dass Atmung nicht nur bewusst eingesetzt werden kann, sondern dass regelmäßige Praxis auch deine unbewusste Atmungim Alltag verbessern kann. Mehr Sauerstoff, mehr Energie, mehr innere Ruhe – und das ganz ohne Tabletten oder Hilfsmittel.
Bewusstes Atmen ist kein Luxus – es ist ein Werkzeug, das jeder Mensch täglich einsetzen kann, um sich besser zu fühlen. Doris Marchadier bringt aus ihrer jahrzehntelangen Praxiserfahrung ein ganzes Repertoire an Atemübungen mit, die dir helfen können – sei es bei Stress, Traurigkeit, Schlafproblemen oder in herausfordernden Alltagssituationen.
Eine ihrer wirkungsvollsten Techniken bei emotionaler Belastung ist so einfach wie effektiv: das Schniefen. Vielleicht kennst du das: Nach heftigem Weinen bleibt oft nur noch ein kurzes, reflexartiges Einziehen der Luft übrig – ein körperlicher Automatismus, der das Nervensystem beruhigt.
Doris’ Tipp: Nutze diesen Mechanismus bewusst:
Drei kurze Einatmungen hintereinander
Langsame, tiefe Ausatmung
Diese Abfolge hat eine direkte Wirkung auf das Herz und den Parasympathikus – das System, das für Ruhe und Regeneration zuständig ist.
Wenn du mitten in einem Meeting sitzt und innerlich zu kochen beginnst, hilft dir die sogenannte Fünf-Finger-Atmung. Sie verbindet Atmung, Konzentration und Körperkontakt:
Mit dem Finger der einen Hand über die fünf Finger der anderen Hand streichen
Beim Hochfahren über den Finger: einatmen
Beim Herunterfahren: ausatmen
Finger für Finger – zehn bewusste Atemzüge
Diese Übung ist unauffällig, schnell umzusetzen und hilft sofort, den Fokus zurückzuholen.
Ein besonderes Learning aus dem Gespräch mit Doris: Nasenatmung ist der Goldstandard – sowohl im Alltag als auch beim Sport. Sie filtert, befeuchtet, erwärmt die Luft und reguliert den Herzschlag. Besonders spannend: Wer sich an Nasenatmung beim Sport gewöhnt, vermeidet Seitenstechen, verbessert die Leistung und regeneriert schneller.
Doris betont jedoch: „Nicht jeder kann einfach durch die Nase atmen – Allergien, Schleimhautprobleme oder falsche Schlafpositionen können stören.“ Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema lohnt sich aber in jedem Fall.
Viele Menschen schlafen mit offenem Mund – oft unbewusst. Das kann zu Trockenheit, schlechterer Schlafqualität und langfristigen Problemen führen. Doris empfiehlt:
Abends ausreichend trinken
Nasenpflege mit sanften Ölen oder Sprays
Allergene im Schlafzimmer minimieren (z. B. durch Seidenbettwäsche)
Ob das Zukleben des Mundes eine gute Lösung ist, hängt vom individuellen Wohlbefinden ab – wichtig ist, das Thema nicht zu ignorieren.
Doris ist kein Gegner von Technologie – im Gegenteil. Sie betont, dass Atem-Apps oder geführte Atemtrainings durchaus sinnvoll sein können, wenn sie motivieren und regelmäßig genutzt werden. Wer lieber ohne digitale Unterstützung arbeitet, kann sich z. B. auch durch Doris’ kostenlose WhatsApp-Atemimpulse begleiten lassen – ein Projekt, das sie aus Überzeugung anbietet.
Die Methode von Wim Hof – mit intensiven Atemzyklen und Eisbädern – polarisiert. Doris selbst sieht darin Potenzial, warnt aber auch vor unreflektierter Selbstanwendung: „Für diese Techniken braucht es Training und Anleitung – sonst kann es gefährlich werden.“ Trotzdem schätzt sie die Kraft, die in bewusster Überwindung der Komfortzone steckt – wie sie auch in vielen traditionellen Yoga-Techniken zu finden ist.
Für Doris war es an der Zeit, ihr Wissen aus jahrzehntelanger Praxis in strukturierter Form weiterzugeben – wissenschaftlich fundiert und dennoch alltagstauglich. Mit ihrem Buch „Die Kraft der Atmung“ möchte sie ein breites Publikum erreichen, fernab von rein spirituellen oder esoterischen Konzepten.
Ihr Anspruch: Ein Werk, das gleichzeitig physiologisch korrekt und emotional berührend ist – und das Menschen weltweit inspiriert, die Kraft ihrer Atmung wiederzuentdecken. Ab Juli erscheint das Buch auch auf Englisch – ein weiterer Schritt, um die Atem-Community zu verbinden.
Doris’ Weg in die Selbstständigkeit war fast vorgezeichnet – als Tochter einer Unternehmerfamilie mit Gastwirtschaft und Metzgerei. Und doch war es eine bewusste Entscheidung: Raus aus der Enge, rein in ein Leben voller Eigenverantwortung und kreativer Energie. Sie erkannte früh: „Ich habe mehr Energie als andere – und ich brauche Raum, um sie zu nutzen.“
Selbstständigkeit war für sie nie Selbstzweck, sondern Ausdruck einer inneren Haltung. Einer Haltung, die Veränderung will, die Menschen begleiten möchte und die mutig neue Wege geht.
Selbstständigkeit beginnt mit einer Idee – und oft mit einem inneren Ruf, dem man nicht mehr ausweichen kann. Doris Marchadier hat diesen Weg gewählt und dabei nicht nur Unternehmen aufgebaut, sondern vor allem eines: Verantwortung für sich und ihre Vision übernommen. Im Gespräch mit Christoph Lindemann teilt sie ihre wichtigsten Learnings für angehende Unternehmer:innen und alle, die sich nach mehr Klarheit und Wirkung sehnen.
Was Doris rückblickend früher machen würde? Sich schneller Mentoren suchen. Menschen, die schon da sind, wo du hinwillst. Die inspirieren, fordern – und durch ihre Erfahrung auch vor Stolperfallen bewahren können. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um Verbindung. „Motivation ist unheimlich sexy“, sagt sie. Wer ehrlich an sich arbeitet und den Mut hat, um Hilfe zu bitten, wird meistens unterstützt – weil Menschen mit echter Leidenschaft andere mitreißen.
Ein besonders schönes Bild, das Doris mitgibt: Das Leben ist wie ein Zug. Die Türen stehen offen, Menschen steigen ein – und dürfen auch wieder aussteigen. Diese Leichtigkeit im Umgang mit Beziehungen und Lebensphasen schafft emotionale Freiheit – ein Erfolgsfaktor, der oft unterschätzt wird.
Christoph ergänzt: „Hättest du gewisse Menschen nicht in deinem Leben gehabt, wärst du heute nicht da, wo du bist. Selbst wenn sie nur ein Stück mitgefahren sind.“
Doris betont, wie wichtig es ist, nicht nur sich selbst als Produkt zu verkaufen, sondern eine Methode zu entwickeln, die auch ohne einen selbst funktioniert. „Ich würde viel früher beginnen, meine Methode so zu strukturieren, dass sie unabhängig von meiner persönlichen Leistung funktioniert.“ Ein Perspektivwechsel, der für viele Dienstleister essenziell ist – gerade wenn sie wachsen oder sich langfristig unabhängiger machen wollen.
Ein zentrales Thema im Gespräch ist die Selbstdefinition von Erfolg: Will ich skalieren? Will ich Zeit gegen Geld tauschen? Will ich irgendwann raus aus dem operativen Geschäft? Nur wer sich diese Fragen bewusst stellt, kann gezielt Entscheidungen treffen – statt irgendwann frustriert von äußeren Umständen überrascht zu werden.
Einer der stärksten Impulse von Doris: Sich bewusst Zeit für Rückzug nehmen. Zweimal im Jahr zieht sie sich für eine Woche komplett zurück – kein Handy, keine Ablenkung, viel Natur, Stille, Schlaf und Reflexion. Eine Praxis, die sie nicht nur emotional stärkt, sondern oft auch der Startpunkt für neue Ideen und Projekte ist.
Christoph teilt eine ähnliche Erfahrung: „In diesen Momenten der Leere kommen die besten Gedanken. Kreativität braucht Raum – und keine Dauerbeschallung.“
Für Doris sind diese drei Punkte entscheidend:
Struktur: Ein klar geplanter Tages- und Wochenablauf – mit Raum für Aktivität und Erholung.
Selbstreflexion: Nicht nur im Alleingang – sondern mit Sparringspartnern, Mentoren oder Coaches.
Klarheit: Über Ziele, Werte und das eigene Tempo. Ohne Vergleich, aber mit Fokus.
Wer dauerhaft erfolgreich und gleichzeitig gesund bleiben will, braucht innere Ordnung, emotionale Intelligenz und die Bereitschaft, sich auch unbequemen Fragen zu stellen.
Ein eindrucksvolles Beispiel für unternehmerische Weitsicht ist Doris’ Entscheidung, ihre eigene Yogaschule an die Volkshochschule Donauwörth zu verkaufen. Nicht etwa, weil sie scheiterte – sondern weil sie Raum für Familie und Fokus auf ihre Praxis schaffen wollte. Statt das Projekt sterben zu lassen, übergab sie es mit einem durchdachten Konzept und einem klaren Ziel: Wachstum ermöglichen.
Heute ist die VHS Donauwörth die einzige in Bayern mit einer integrierten Yogaschule – mit eigener Ausbildung, über 18 Lehrer:innen und einem festen Ort, der nach wie vor Doris’ Handschrift trägt. Ein Paradebeispiel für nachhaltiges Unternehmertum mit Vision.
Was treibt uns wirklich an? Welche Rituale helfen uns, im Alltag kraftvoll und ausgeglichen zu bleiben? Und wie wichtig sind unsere Wurzeln für das, was wir später im Leben aufbauen? Im letzten Teil des Gesprächs mit Doris Marchadier geht es um Tiefe, Rituale, Kindheit, Verantwortung – und um die ganz großen Fragen des Lebens.
Jeder Tag beginnt bei Doris bewusst. Ein Glas Zitronenwasser, ein Tee, und vor allem: 20 Minuten sanfte Bewegungen, die ihre Wirbelsäule mobilisieren und ihre Nervenstränge entspannen. Diese kurze Routine, sagt sie, hält sie leistungsfähig – sowohl körperlich als auch geistig. Besonders wichtig: Das Ritual der Stille – zweimal im Jahr zieht sich Doris eine ganze Woche zurück, um aufzutanken, kreativ zu sein und wieder bei sich anzukommen.
Neben Fachbüchern liest Doris leidenschaftlich gern Romane und Sagen – von der Nibelungensaga bis Harry Potter. Warum? Weil Fantasie Räume öffnet, die das Berufsleben oft verschließt. Ihr Appell: „Lies, was dich berührt – nicht nur, was dich weiterbringt.“
Eines der bewegendsten Themen im Gespräch: Kindheit und Erziehung. Doris vertritt eine klare Haltung: „Der Bildungsauftrag liegt in der Schule – aber der emotionale Grundstein wird zu Hause gelegt.“ Was sie vermisst? Mehr Nähe, mehr echte Zuwendung, mehr körperliche Präsenz von Eltern.
Sie spricht über das Disney-Hug-Prinzip: „Halt ein Kind so lange im Arm, wie es das möchte.“ Diese bedingungslose Liebe in Verbindung mit klarer Konsequenz bildet laut Doris das Fundament für starke, resiliente Kinder – und letztlich für eine gesunde Gesellschaft.
Doris plädiert für einen sanften Einstieg ins Berufsleben – ein verpflichtendes Übergangsjahr, in dem junge Menschen erste Erfahrungen in Betrieben machen, soziale Kompetenzen stärken und ihre eigenen Werte entdecken. Nicht als Zwang – sondern als Chance. Ein Jahr für Reflexion, Rhythmus und echte Lebensnähe.
Zum Abschluss stellt Christoph Lindemann die Frage: Welche Botschaft würdest du der Welt hinterlassen? Doris’ Antwort kommt ohne Zögern:
„Lebt mehr Liebe. Streut mehr Liebe. Und erlaubt euch auch, Liebe zu empfangen.“
Es ist diese emotionale Tiefe, die sich durch das gesamte Gespräch zieht – gepaart mit unternehmerischer Klarheit, mutiger Selbstverantwortung und einem tiefen Verständnis für Menschlichkeit.
Ob du Unternehmer:in bist, Elternteil, Führungskraft oder einfach Mensch auf der Suche nach mehr Balance – die bewusste Auseinandersetzung mit deinem Atem, deiner Struktur und deinen inneren Impulsen kann ein Wendepunkt sein.
Wie Doris sagt: „Wenn du keine Angst hättest – was würdest du ändern?“ Vielleicht ist genau jetzt der Moment, das herauszufinden.
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