Gast
Maximilian Raabe
Maximilian Raabe ist kein typischer Unternehmer. Sein Weg war nicht gradlinig, nicht perfekt geplant und schon gar nicht abgesichert. Im Gegenteil: Er ist mit 16 von der Schule abgegangen, hat sich durch verschiedenste Jobs probiert und irgendwann beim Pokern erste Erfahrungen mit Risiko und Strategie gesammelt.
Doch genau dieser ungewöhnliche Weg hat ihn zu einem der spannendsten Köpfe im deutschsprachigen KI-Bereich gemacht. Heute ist er Gründer einer eigenen Akademie, unterstützt Unternehmer und Creator bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Social Media – und erreicht mit seinen Inhalten Hunderttausende Menschen.
Seine Botschaft ist klar: Es gibt keine Ausreden mehr, KI ist gekommen, um zu bleiben. Wer sie ignoriert, verliert. Wer sie nutzt, gewinnt.
Im Gespräch wird schnell deutlich: Selbst die größten Köpfe der Tech-Welt sind vorsichtig, wenn es um KI geht. Namen wie Bill Gates, Elon Musk oder Geoffrey Hinton – der „Godfather of AI“ – haben öffentlich ihre Sorgen geteilt.
Und das ist bemerkenswert: Denn diese Menschen sind nicht etwa Gegner, sondern Mitgestalter der KI-Revolution. Sie haben selbst Systeme entwickelt, die unser Leben verändern. Und trotzdem warnen sie.
Maximilian Raabe sagt dazu:
„Es ist einfach zu mächtig. Wir sehen jetzt schon, dass KI in vielen Bereichen schneller und besser arbeitet als der Mensch. Wer glaubt, dass das ohne Folgen bleibt, verschließt die Augen.“
Für Raabe liegt die eigentliche Gefahr nicht einmal darin, wie gut KI ist, sondern wie schnell sie besser wird.
Technologische Entwicklungen verlaufen exponentiell. Während der Mensch sich nur langsam anpasst, überholt die Maschine mit jeder Iteration.
Das Resultat: Arbeitsplätze, Geschäftsmodelle und ganze Branchen können innerhalb weniger Monate auf den Kopf gestellt werden.
Viele Debatten drehen sich darum, ob Jobs verloren gehen. Historisch gesehen stimmt das: Jede große Technologie hat alte Berufe verdrängt – von der Dampfmaschine bis zum Internet.
Doch Raabe sieht den Unterschied: Diesmal ist das Tempo ungleich höher. Während früher Generationen Zeit hatten, sich umzustellen, passiert der Wandel nun in wenigen Jahren.
Das könnte bedeuten:
Klassische Service-Jobs im Kundenkontakt verschwinden.
Marketing-Teams werden deutlich kleiner.
Content-Produktion wird weitgehend automatisiert.
Gleichzeitig entstehen neue Berufe, aber die Umstellung ist härter.
Neben ökonomischen Fragen gibt es auch ethische. Wenn KI über Informationen entscheidet, die Milliarden Menschen nutzen – wer kontrolliert, ob diese Informationen neutral sind?
Aktuell gibt es keine unabhängige Instanz, die Systeme wie ChatGPT reguliert oder den Code prüft. Erste Ansätze wie der EU-AI-Act sind da, aber noch sehr vage.
Raabe bringt es auf den Punkt:
„KI ist wie Feuer. Du kannst damit ein ganzes Dorf heizen – oder es niederbrennen.“
Im Bundestag hat Raabe selbst schon über KI gesprochen. Sein Eindruck: Die Politik nimmt das Thema nicht ernst genug.
Während in Unternehmen längst KI-Prozesse laufen, diskutieren Politiker noch über Grundlagen. Das ist gefährlich, denn Regulierung kommt so immer zu spät.
Ein weiterer Punkt: Daten. Je mehr Daten ein Unternehmen kontrolliert, desto mächtiger wird es im KI-Rennen. Hier sind Player wie Google oder OpenAI schon weit vorne.
Raabe vergleicht es mit Apple:
„Vielleicht gibt es bessere Technik da draußen, aber Apple hat es geschafft, alles so nutzerfreundlich zu verpacken, dass niemand vorbeikommt. So ist es gerade bei OpenAI.“
Ein weit verbreiteter Glaube: Kreative Jobs sind weniger gefährdet. Schließlich basiert KI auf bereits vorhandenem Wissen.
Doch Raabe widerspricht nur teilweise. KI kann längst Musik, Kunst und Texte erschaffen, die Emotionen auslösen. Schon heute gibt es Songs in den Charts, die von KI mitgestaltet wurden.
Dennoch sieht er einen entscheidenden Unterschied:
„Du kannst zu einem Musiker eine persönliche Bindung aufbauen. Zu einer KI nicht. Diese menschliche Verbindung wird bleiben.“
Gerade deshalb hält Raabe die Entwicklung einer eigenen Marke für wichtiger denn je. Menschen suchen Orientierung, Nähe und echte Geschichten.
Sein Tipp: Unternehmer sollten nicht versuchen, KI zu kopieren – sondern ihre Einzigartigkeit hervorheben.
Raabe ist überzeugt: In sensiblen Bereichen wie Medizin oder autonomes Fahren wird KI bald überlegen sein.
Ein Roboter operiert präziser, ein Auto bremst zuverlässiger.
Doch das Gefühl bleibt zwiespältig. Viele Menschen wollen trotzdem den menschlichen Kontakt – auch wenn er objektiv weniger sicher ist.
Raabe unterscheidet hier klar:
Rational betrachtet ist KI oft überlegen.
Emotional suchen Menschen Sicherheit und Nähe.
Darum werden Berufe, die Vertrauen schaffen – Ärzte, Coaches, Berater – auch künftig wichtig bleiben.
Die meisten Einsteiger machen denselben Fehler: Sie geben schlechte Prompts ein.
Ein Prompt ist die Anweisung an die KI. Je präziser, desto besser das Ergebnis.
Raabe vergleicht es mit dem Schießen:
Mit einer Schrotflinte triffst du vielleicht zufällig.
Mit einem Scharfschützengewehr triffst du präzise.
So ist es mit Prompts.
Ein guter Prompt enthält:
Rollenbeschreibung („Du bist ein erfahrener Social-Media-Experte…“)
Konkrete Infos (Branche, Zielgruppe, gewünschter Stil)
Erwartungen („Gib mir bitte keine Standardantworten, sondern die Top 0,1 % Ideen…“)
Tipp: Wer nicht weiß, welche Infos fehlen, kann die KI einfach fragen: „Welche Daten brauchst du, um mir die beste Antwort zu geben?“
Eine der spannendsten Plattformen ist Eleven Labs.
Damit können realistische Stimmen generiert werden – so echt, dass sie von menschlichen Stimmen nicht mehr zu unterscheiden sind.
Anwendungsfälle:
Produktvideos vertonen
Podcasts in andere Sprachen übersetzen
Eigene Stimme klonen
Ein weiteres Tool ist HeyGen. Damit lassen sich ganze Avatare klonen.
Raabe selbst hat Videos von sich veröffentlicht, die er nie aufgenommen hat – sogar seine Familie merkte den Unterschied nicht.
Das zeigt Chancen, aber auch Gefahren: Deepfakes, Betrug oder Missbrauch in der Erwachsenenindustrie sind reale Risiken.
Besonders eindrucksvoll beschreibt Raabe das Potenzial von Make.com, einer Automatisierungsplattform.
Damit lassen sich Prozesse verbinden, die sonst manuell erledigt würden – von E-Mail-Automatisierungen bis hin zu kompletten Geschäftsabläufen.
Sein Tipp:
„Wenn du heute Unternehmer bist und dir den größten Vorsprung sichern willst, such dir jemanden, der Make.com beherrscht.“
Raabe selbst spart durch KI bei der Videoproduktion enorme Zeit. Statt sechs Stunden pro Video braucht er nur noch 20 Minuten – inklusive Skript, Hook und Schnittideen.
Ein Schlüsselerlebnis für Raabe war Social Media.
Sein Ansatz: Meinung ist irrelevant. Wichtig ist nur, was funktioniert.
Statt eigene Vorlieben zu posten, analysierte er, welche Inhalte in seiner Branche erfolgreich waren – und übernahm die Muster.
Das Ergebnis: Über 300.000 Follower in kürzester Zeit.
Doch Reichweite allein bringt nichts. Der entscheidende Schritt ist die Umwandlung in Kunden.
Dafür nutzt Raabe Tools wie ManyChat. Mit automatisierten Chats schickt er Interessenten PDFs oder Workshop-Einladungen – und baut Vertrauen auf.
Social Media hat auch dunkle Seiten. Raabe erlebt regelmäßig Kritik, Hate-Kommentare und sogar Drohungen.
Seine Strategie: Er liest keine Kommentare mehr.
„Die Menschen kennen mich nicht persönlich. Sie sehen nur eine Social-Media-Präsenz. Deswegen lasse ich es nicht an mich ran.“
Er ist überzeugt: Wer keine Kritik bekommt, bewegt nichts.
„Für jeden, der dich liebt, gibt es einen, der dich hasst. Das ist normal.“
Eine wichtige Lektion für Raabe: Er bewertet sich nicht mehr nach Ergebnissen, sondern nach Input.
Fragen wie:
Habe ich heute gute Arbeit geleistet?
Habe ich etwas Neues gelernt?
Bin ich zufrieden mit meinem Beitrag?
Das macht unabhängig von kurzfristigen Ergebnissen und erhöht die Zufriedenheit.
Für ihn bedeutet Erfolg heute: zu wissen, wann genug ist.
Viele erfolgreiche Unternehmer jagen ewig neuen Zielen hinterher und verlieren dabei ihr Glück. Raabe hat gelernt, dass der Schlüssel darin liegt, rechtzeitig innezuhalten.
Besonders geprägt haben ihn:
The Almanack of Naval Ravikant
Wie man Freunde gewinnt von Dale Carnegie
Investor Stanley Druckenmiller als Beispiel für mentale Flexibilität
„Hör auf zu meinen. Schau neutral auf die Dinge. Teste aus, was funktioniert – und mach mehr davon.“
Maximilian Raabe ist ein Unternehmer, der Mut macht. Sein Weg zeigt, dass man kein perfektes Fundament braucht, um Großes zu erreichen. Viel wichtiger sind Offenheit, Lernbereitschaft und die Fähigkeit, neue Technologien nicht nur zu konsumieren, sondern aktiv einzusetzen.
Seine Geschichte ist gleichzeitig eine Warnung und eine Chance: KI wird unsere Welt radikal verändern. Wer früh lernt, sie sinnvoll zu nutzen, wird profitieren. Wer sie ignoriert, läuft Gefahr, abgehängt zu werden.
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