Gast
Melanie Schneppershoff
Melanie Schneppershoff ist heute erfolgreiche Gründerin, Unternehmerin, Mutter und Vorbild für tausende Menschen. Über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ein florierendes Modeunternehmen, ein eigener Onlineshop, eine Boutique, ein eigenes Logistikzentrum und über 150000 Follower auf Instagram. Das klingt wie eine klassische Erfolgsgeschichte. Doch ihr Weg dorthin war alles andere als einfach.
Ihr Leben begann in einer Realität, die in Deutschland kaum vorstellbar ist. Gewalt, Vernachlässigung, Hoffnungslosigkeit. Melanie wuchs in einem Umfeld auf, das viele Menschen gebrochen hätte. Doch sie ging ihren eigenen Weg. Ihr Motto lautet: Ich mache es trotzdem.

Melanie wurde im Kinderheim groß, wurde mit 16 schwanger, brach die Schule ab, hatte keine Ausbildung, kein Netzwerk, keine Perspektive. Andere hätten längst aufgegeben. Sie nicht. Ihr Glaube an sich selbst war ihre größte Kraftquelle.
Als ihr erstes Unternehmen, ein Kosmetikstudio, durch Corona schließen musste, hatte sie nur noch 800 Euro. Davon gründete sie Mamell, ein Modelabel, das heute zu einer erfolgreichen Marke herangewachsen ist. Statt aufzugeben, baute sie aus dem Nichts ein Unternehmen auf und gewann nicht nur Kundinnen und Kunden, sondern echte Fans.
Derzeit arbeitet Melanie an einem Buch, das ihre Geschichte erzählt. Es ist keine Marketingidee, sondern ein persönlicher Rückblick und eine emotionale Reise.
Ich dachte, ich wäre im Leben angekommen. Aber beim Schreiben habe ich gemerkt, wie viele Wunden noch offen sind.
Die Arbeit am Buch hat Erinnerungen zurückgebracht, die sie längst verdrängt hatte. Für Melanie ist das Buch eine Möglichkeit, abzuschließen und anderen Mut zu machen.
Viele Menschen sehen ihren eigenen Erfolg nicht, weil sie zu sehr im Alltag verankert sind. Christoph Lindemann bringt es im Podcast auf den Punkt. Wer sich rückblickend bewusst macht, was er geschafft hat, erkennt oft erst seine wahre Stärke.
Auf die Frage, was aus ihr geworden wäre, wenn sie nicht so aufgewachsen wäre, antwortet Melanie:
Ich wäre nicht hier, wenn das alles nicht passiert wäre.
Sie ist nicht dankbar für das, was ihr angetan wurde. Aber sie ist dankbar für die Stärke, die daraus gewachsen ist. Ihre Kindheit hat in ihr eine tiefe Selbstständigkeit und emotionale Reife geschaffen, die sie heute zu einer starken Unternehmerin macht.
Für Melanie ist es nicht selbstverständlich, einen vollen Kühlschrank zu haben oder ohne Angst einzuschlafen. Dinge, die viele Menschen nicht einmal bemerken, bedeuten ihr unendlich viel.
Ich kaufe mir Rocher im Supermarkt und freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind, weil ich mir das früher nie leisten konnte.
Diese Dankbarkeit prägt ihr Denken und Handeln. Besonders während des Lockdowns hat sie erlebt, wie wertvoll eine treue Community ist. Menschen kauften Gutscheine und Kleidung, obwohl sie selbst nicht viel hatten. Dieses Vertrauen hat ihr Kraft gegeben, weiterzumachen.
Melanies frühe Kindheit war von Einsamkeit und Vernachlässigung geprägt. Aufgewachsen in einer Alkoholikerfamilie, ohne Kindergarten, ohne Spielplatz, ohne Kontakte. Bis zu ihrer Einschulung hatte sie kaum Berührung mit der Außenwelt.
Mit sechs Jahren kam sie in die Schule. Zum ersten Mal hatte sie Kontakt zu anderen Kindern. Doch die Freude war nur kurz. Die Situation zu Hause eskalierte. Gewalt bestimmte den Alltag. Mit acht Jahren rannte sie schreiend durch das Haus, suchte Hilfe. Die Polizei kam. Und endlich durfte sie ins Kinderheim.
Ich durfte endlich ins Kinderheim. Das klingt komisch, aber es war meine Rettung.
Dort erlebte sie zum ersten Mal ein Gefühl von Sicherheit. Menschen kümmerten sich um sie. Trotzdem versuchte das Jugendamt anfangs, sie wieder zurück in die Familie zu bringen. Doch es war schnell klar, dass das keine Option war.
Melanie ist es besonders wichtig, über das Wegsehen zu sprechen. Viele Menschen haben damals gewusst, was bei ihr zu Hause geschah. Doch niemand griff ein. Lehrer, Nachbarn, selbst die Polizei. Alle schauten weg.
Lieber einmal zu viel laut werden, als einmal zu wenig. Wegsehen schützt niemanden.
Diese Haltung prägt sie bis heute. Sie spricht in ihrer Community offen über das Erlebte. Sie motiviert andere, genau hinzusehen und Verantwortung zu übernehmen. Egal ob es um Kinder, Partnerschaften oder den Arbeitsalltag geht. Es geht darum, nicht gleichgültig zu sein.
Im Kinderheim fühlte sich Melanie erstmals sicher. Doch die Welt außerhalb sah sie anders. Als sie die Schule wechselte, wurde sie sofort abgestempelt.
Da ist das Heimkind. Mit der darfst du nicht spielen.
Weder Lehrer noch Mitschüler zeigten Interesse. Die Ausgrenzung war deutlich spürbar. Obwohl Melanie gute Noten wollte, geriet sie oft an Grenzen. Das Umfeld im Heim war schwierig. Drogen und Orientierungslosigkeit waren Alltag. Auch sie wurde manchmal verleitet, Schule zu schwänzen oder Mist zu bauen.
Doch der Wunsch, etwas aus sich zu machen, blieb immer präsent. Sie wollte nicht die Person sein, für die man sie hielt. Sie wollte etwas verändern. Nicht nur für sich, sondern auch für andere.
Als junges Mädchen verlor sich Melanie Schneppershoff in der Welt der Stars. Die No Angels waren ihr großes Vorbild. Während andere ihr sagten, dass sie diesen Traum niemals erreichen könne, entwickelte Melanie eine unglaubliche Entschlossenheit. Nacht für Nacht schlich sie sich aus dem Kinderheim, kletterte aus dem Fenster und wartete stundenlang vor Hotels, in denen die Band übernachtete.
Irgendwann gelang es ihr. Sie traf ein Mitglied der Band, bekam Konzertkarten und persönlichen Kontakt.
Ich habe mir bewiesen, dass selbst das scheinbar Unmögliche möglich ist. Das hat mein Denken für immer verändert.
Dieser Moment prägte ihr gesamtes Leben. Er wurde zur Quelle unerschütterlicher Motivation.
Nur wenige Jahre später änderte sich alles erneut. Melanie wurde mit 16 schwanger. Die Reaktionen aus ihrem Umfeld waren hart. Aus der wird nichts, hieß es. Wieder wurde sie abgestempelt. Wieder glaubte niemand an sie. Doch für Melanie war die Entscheidung klar.
Ich hatte nie eine Familie. Jetzt wollte ich meine eigene gründen.
Sie brach die Schule ab, entschied sich bewusst für ihr Kind und gegen den gesellschaftlichen Druck. Obwohl sie keine Unterstützung hatte, wollte sie für ihre Tochter da sein. Die Verantwortung trug sie allein.
Die Schwangerschaft machte sie zur Zielscheibe. Ihre Mitschülerinnen mobbten sie. Viele aus ihrem Umfeld distanzierten sich. Lehrer hatten sie längst aufgegeben. Die Gesellschaft erwartete, dass sie scheitert. Doch sie entschied sich dafür, zu kämpfen.
Ich wollte, dass meine Tochter einmal stolz auf mich sein kann.
Melanie verbarg ihre Schwangerschaft so lange wie möglich. Erst im fünften Monat vertraute sie sich ihrem Umfeld an. Die Angst vor Ablehnung war groß. Doch die Liebe zu ihrem ungeborenen Kind war größer.
Mit ihrer Tochter auf dem Arm saß Melanie beim Arbeitsamt. Stundenlang wartete sie. Als sie an der Reihe war, wurde ihr gesagt:
Sie sind unvermittelbar. Bekommen Sie noch ein Kind, dann sichern Sie Ihre Bezüge.
Ein Moment, der alles in ihr erschütterte. Doch aufgeben war keine Option. Sie wusste, dass sie arbeiten wollte. Dass sie ihre Tochter ernähren wollte. Dass sie mehr konnte als das, was man ihr zutraute.
Über Bekannte erhielt sie die Möglichkeit, eine Putzstelle anzutreten. Für viele ist das ein kleiner Job. Für Melanie war es ein Durchbruch.
Es fühlte sich zum ersten Mal so an, als wäre ich Teil der Gesellschaft. Ich konnte sagen, ich arbeite.
Trotz spöttischer Blicke und verletzender Kommentare zog sie es durch. Der Stolz, Geld selbst zu verdienen, wog schwerer als jede Ablehnung.
Der Weg zurück in den Jobmarkt war hart. Als Teenie-Mutter ohne Abschluss wurde sie ständig abgewertet. Melanie selbst sagt heute:
Wenn ich meinen eigenen Lebenslauf lesen würde, würde ich ihn zur Seite legen.
Deshalb legt sie in ihrer eigenen Firma heute keinen Wert auf Lebensläufe. Für sie zählt der Mensch, nicht das Papier. Denn sie weiß, wie viele Fähigkeiten in Menschen stecken, die nie die Chance hatten, sie zu zeigen.
Als sie von einer Stelle in der Pflege erfuhr, wollte sie sie unbedingt. Doch sie wurde sofort abgelehnt. Melanie blieb einfach sitzen und sagte:
Ich arbeite sechs Monate kostenlos. Lasst mich zeigen, dass ich es kann.
Diese Entschlossenheit zahlte sich aus. Sie bekam eine Praktikumsstelle, zeigte Einsatz und bekam nach kurzer Zeit einen festen Vertrag. Zum ersten Mal fühlte sie sich angekommen in der Arbeitswelt.
Alleinerziehend und mit einem geringen Einkommen lebte Melanie am absoluten Limit. Sie hatte 80 Euro pro Woche zur Verfügung. Damit mussten Lebensmittel, Windeln und Sprit bezahlt werden. Es gab Tage, da wartete sie, bis ihre Tochter satt war, um die Reste zu essen.
Es war ein Leben am Minimum. Aber ich war stolz. Ich hatte einen Job. Ich hatte ein Zuhause.
Trotz aller Einschränkungen war es das erste Mal, dass sie ihr Leben selbst steuerte.
In dieser Zeit lernte sie Marc kennen, ihren heutigen Mann. Gemeinsam mit ihm baute sie eine Patchwork-Familie auf. Als Marc seinen Job verlor, standen sie vor einer Entscheidung. Suchen wir beide neue Angestelltenstellen oder starten wir etwas Eigenes?
Melanie hatte sich schon lange für eine Wimpernverlängerung interessiert, doch im Dorf gab es niemanden, der das anbot. Die Idee war geboren: Sie eröffnen ein Kosmetikstudio.
Ich hatte keine Ahnung von Kosmetik. Aber ich hatte eine Idee und ich hatte Mut.
Sie meldete sich zu einer Weiterbildung an, startete über Facebook die Terminvergabe und baute das Studio, bevor sie ihre Prüfung überhaupt bestanden hatte.
Melanies wichtigste Botschaft ist klar und ehrlich:
Wenn du selbst nicht an dich glaubst, wer dann?
Sie weiß, dass das Umfeld oft klein denkt. Dass viele andere entmutigen statt zu ermutigen. Dass negative Erfahrungen sich tief einprägen. Und genau deshalb ist es so entscheidend, sich ein neues Bild vom eigenen Leben zu schaffen.
Schon als Kind bastelte sie sich Bilder von ihrem Wunschleben. Sie schnitt eine Affenfamilie aus einer Zeitschrift aus und hing sie in der Kapelle auf. Heute sagt sie:
Ich habe meine Affenfamilie. Und ich bin jeden Tag dankbar dafür.
Das Visualisieren ihrer Träume war keine Esoterik. Es war ihr Überlebenswerkzeug. Später arbeitete sie mit Zielcollagen und Tagebüchern. Immer mit der Frage: Wo bin ich und wo will ich hin?
Melanie ist überzeugt davon, dass Visionen unsere Realität formen. Wer sich etwas vorstellen kann, kann es auch erschaffen. Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen Vorstellung und Realität. Je öfter wir uns ein Ziel ausmalen, desto greifbarer wird es.
Ich habe mich selbst erschaffen. Nicht weil ich alles hatte, sondern weil ich alles geben wollte.
Melanie Schneppershoff stand gemeinsam mit ihrem Mann Marc vor einer Entscheidung. Unsicherer Job in der Pflege oder ein kompletter Neuanfang mit ihrer eigenen Idee. Ohne viel zu überlegen sagte Marc einen Satz, der alles veränderte:
Jetzt ist deine Zeit für deine Karriere.
Am nächsten Tag reichte Melanie ihre Kündigung ein. Sie hatten keine Absicherung, drei Kinder und ein Haus mit laufender Finanzierung. Aber sie hatten eine Idee, eine Vision und ein Ziel. Melanie wollte Wimpernverlängerungen anbieten. Die Schulung dazu war noch nicht abgeschlossen, aber sie legte sofort los.
Was sie nicht hatte, ersetzte sie durch Kreativität. Sie nutzte Facebook-Gruppen, um ihr Angebot bekannt zu machen. Sie schrieb in lokale Communities, bot vergünstigte Termine an und bewarb ihre Leistungen über eBay Kleinanzeigen. In kürzester Zeit war sie ausgebucht. Sechs Wochen im Voraus. Noch bevor sie ihre Schulung abgeschlossen hatte.
Ich wusste nicht, ob ich das kann. Aber ich wusste, ich werde es irgendwie schaffen.
Mit Unterstützung ihres Mannes, der sich um Buchhaltung und Organisation kümmerte, baute sie ihr kleines Studio zu Hause immer weiter aus.
Schon wenige Monate später zogen sie in ein 300 Quadratmeter großes Studio um. Melanie stellte vier Mitarbeiterinnen ein, brachte ihnen alles selbst bei und entwickelte ein funktionierendes Geschäftsmodell. Niemand konnte damals ahnen, dass sie bald zu den bekanntesten Studios in der Region gehören würde.
Die Google-Bewertungen waren hervorragend, das Studio war auf Wochen ausgebucht. Alles lief besser als erwartet.
Ich fühlte mich zum ersten Mal wirklich selbstbewusst. Ich hatte etwas Eigenes erschaffen.
Doch dann kam die nächste Herausforderung.
Corona veränderte alles. Termine wurden abgesagt, die Stadt ordnete die Schließung des Studios an. In wenigen Tagen brach das gesamte Einkommen weg. Gleichzeitig flatterte ein Brief vom Finanzamt ins Haus: 19000 Euro Nachzahlung.
Ich wusste nicht einmal, dass es mehr als nur Umsatzsteuer gibt. Wir hatten null Ahnung von Finanzen.
Innerhalb kürzester Zeit waren die Rücklagen aufgebraucht. Nur noch 800 Euro blieben. Die nächste Rate fürs Haus konnte nicht gezahlt werden. Kreditkarten waren ausgereizt. Der Druck war enorm.
Melanie reagierte nicht mit Rückzug, sondern mit einer neuen Idee. Der Einzelhandel durfte öffnen, Kosmetikstudios nicht. Also beschloss sie, Kleidung zu verkaufen.
Ich liebe Mode. Wir haben den Platz. Also machen wir das jetzt.
Sie bestellte für die letzten 800 Euro einfache Kleidungsstücke, gestaltete bedruckte T-Shirts und sprach offen über ihre Situation auf Instagram. Alles wurde mit dem Handy gefilmt. Kein Geld für Flyer, keine Werbung. Nur Ehrlichkeit, Mut und Kreativität.
Die Resonanz war überwältigend. Menschen kamen ins Studio, kauften Kleidung, spendeten, kauften Gutscheine. Anfangs vielleicht aus Mitleid. Doch sie kamen wieder. Tag für Tag. Bald reichte das Geld aus, um Miete und Gehälter zu zahlen.
Ich habe gesagt, wir verkaufen Kleidung. Und die Leute haben uns nicht ausgelacht, sie haben uns unterstützt.
Das erste Paket wurde nach München verschickt. Aus dem Studio wurde ein Modeladen. Aus einer Idee wurde ein Unternehmen.
Der Name war noch nicht geboren, aber die Marke war geboren. Melanie dokumentierte jeden Schritt auf Instagram. Sie sprach offen über ihre Fehler, über ihre Angst, aber auch über die Hoffnung. Sie nutzte jede Möglichkeit. Auf jedem Damenklo lag ein ausgedrucktes Blatt mit ihrem Instagram-Namen. Ihre Kinder halfen beim Verteilen. Alles wurde selbst gemacht.
Das war kein Glück. Das war harte Arbeit, gepaart mit Loyalität unserer Community.
Heute versendet Mamell rund 3000 Pakete am Tag. In der Woche rund um Black Friday und Cyber Monday explodierte der Versand. Und doch bleibt ein Moment unvergessen:
Dieses erste Paket nach München hat mir mehr bedeutet als jeder Umsatzrekord heute.
Trotz der gewachsenen Struktur, der vielen Prozesse und Mitarbeiter bleibt der Kern von Mamell bestehen. Es geht nicht nur um Kleidung. Es geht um Mut, Echtheit und darum, nicht aufzugeben.
Melanie spricht nicht gerne über Glück. Für sie ist alles eine Folge von Entscheidungen. Sie entschied sich zu handeln, während andere noch planten. Sie machte Fehler, lernte daraus und wuchs weiter.
Viele verlieren sich in Perfektion. Ich habe einfach angefangen.
Ohne Website, ohne Logo, ohne Shop. Stattdessen mit DIN A4 Flyern aus dem Drucker, einem Instagram Account und einer treuen Community. Daraus entstand etwas Großes.
Melanie wusste nicht, wie man eine Website baut. Also brachte sie es sich mit YouTube bei. Sie wusste nicht, wie man Preise kalkuliert. Also lernte sie es durch Erfahrung. Ihr Online Shop ging wenige Monate später online. Beim Start machte sie 4000 Euro Umsatz.
Ich wusste nicht mal, dass das ein Launch ist. Aber es funktionierte, weil ich den Weg dorthin offen geteilt habe.
Seitdem wächst Mamell weiter. Ohne Kredite. Alles wurde aus den ersten 800 Euro reinvestiert.
Mit dem Erfolg kamen neue Herausforderungen. Mitarbeiterführung, Prozesse, Logistik, Kundenservice. Melanie hatte nie eine Ausbildung. Aber sie hatte den Willen zu lernen. Sie besuchte Coachings, holte sich Hilfe, entwickelte Strukturen.
Ich kann keine Excel Tabelle. Aber ich kann Menschen führen. Und ich weiß, wie man Vertrauen schafft.
Die Verantwortung wurde größer. Die Herausforderungen auch. Doch Melanie blieb ihrem Weg treu. Echt, spontan, mutig.
Melanie Schneppershoff empfiehlt zwei Bücher, die sie tief berührt haben: The Big Five for Life und Das Café am Rande der Welt. Beide Werke von John Strelecky beschreiben nicht nur theoretisch, wie man sein Warum im Leben findet, sondern bestätigen genau das, was Melanie selbst lebt.
Diese Bücher haben mich nicht nur inspiriert. Sie haben mir Gänsehaut beschert und neue Ziele in mir freigesetzt.
Sie beschreibt, wie wichtig es ist, den eigenen inneren Antrieb zu kennen. Nur wer weiß, warum er etwas tut, kann langfristig motiviert bleiben und ein erfülltes Unternehmen führen. Auch in der Mitarbeiterführung spielen diese Werte eine große Rolle. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen nicht gegeneinander arbeiten, sondern gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten.
Melanie macht vieles anders als klassische Unternehmen. Bewerbungen ohne Lebenslauf gehören dazu. Für sie zählt der Mensch, nicht das Papier. Natürlich brauche ein Arzt seine Qualifikation. Doch in ihrer Branche sei der Charakter entscheidend.
Ich will niemanden nach einer Schulnote oder einer Lebenskrise bewerten. Ich sehe den Menschen, nicht den Werdegang.
Stattdessen legt sie Wert auf ein persönliches Gespräch, ein gutes Bauchgefühl und ein verpflichtendes Probearbeiten. Dabei entscheidet nicht nur sie allein. Ihr Team wird in den Auswahlprozess aktiv eingebunden.
Ihr Bewerbungsprozess ist locker, menschlich und ehrlich. Sie achtet auf Harmonie, ein gemeinsames Werteverständnis und das richtige Bauchgefühl. Gerade weil sie selbst keine klassische Karriere durchlaufen hat, möchte sie Chancen geben.
Ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb. Deswegen achten wir sehr genau darauf, wer zu uns passt.
Melanie betont, dass ihr Team mitentscheidet, ob jemand eingestellt wird. Denn am Ende müssen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam funktionieren. Ein respektvolles Miteinander ist für sie nicht verhandelbar.
Für Melanie bedeutet Mitarbeiterführung Verantwortung auf vielen Ebenen. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Wer bei Mamell arbeitet, soll sich gesehen und wertgeschätzt fühlen.
Meine Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag ist für mich ein Versprechen. Ich will das Beste für mein Team geben.
Sie weiß, dass Führung nicht immer leicht ist. Kündigungen fallen ihr schwer, sie schläft schlecht, denkt lange nach. Und doch hat sie gelernt, dass es manchmal notwendig ist, sich zu trennen, wenn es nicht passt. Ehrlichkeit ist dabei zentral.
Nicht jeder Mensch ist auf Anhieb in der passenden Position. Melanie beobachtet genau. Wenn jemand im Versand unglücklich wirkt, fragt sie nach, sucht Alternativen und ermöglicht interne Wechsel.
Wenn die Werte stimmen, finde ich lieber die passende Aufgabe als einen neuen Mitarbeiter.
Dieses Verständnis schafft ein Umfeld, in dem Menschen sich entwickeln dürfen. Fehler sind erlaubt, Lernprozesse erwünscht. Loyalität entsteht nicht durch Druck, sondern durch Vertrauen.
Aktuell besteht das Team aus rund 40 Frauen und wenigen Männern. Der Grund dafür liegt im Ursprung des Unternehmens. Melanie wollte Müttern eine Chance geben. Viele ihrer Mitarbeiterinnen haben einen ungewöhnlichen Lebenslauf, kommen aus anderen Berufen oder mussten sich nach der Elternzeit neu orientieren.
Mütter sind Organisationstalente. Sie managen Job, Familie und Alltag mit einer Selbstverständlichkeit, die beeindruckt.
Flexibilität ist daher ein großes Plus bei Mamell. Gerade im Versand kann in unterschiedlichen Schichten gearbeitet werden. Melanie achtet auf eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Bisher war Mamell eine Marke für Frauen. Doch das soll sich ändern. Eine erste Unisex Kollektion steht kurz vor dem Start. Ziel ist es, auch Männer anzusprechen, ohne den ursprünglichen Kern zu verlieren.
Vielleicht bestellen die Frauen bald nicht nur für sich, sondern auch für ihre Männer. Und dann hat der Mann weniger Grund, über die nächste Bestellung zu schimpfen.
Das Team testet, wie die neue Kollektion angenommen wird. Offenheit und Ausprobieren gehören zur DNA von Mamell.
Melanie betont immer wieder die Kraft von Social Media. Für sie ist es das Schaufenster der heutigen Zeit. Egal ob Handwerksbetrieb, E Commerce Unternehmen oder Coach – jedes Business kann und sollte Social Media nutzen.
Es war noch nie so einfach wie heute, sichtbar zu werden. Du brauchst kein teures Equipment. Dein Handy reicht.
Sie selbst startete ohne Budget, ganz organisch. Besonders wertvoll waren lokale Facebook Gruppen, in denen sie ihre Produkte präsentierte. So konnte sie ganz ohne Werbung tausende potenzielle Kundinnen und Kunden erreichen.
Für den Start braucht es kein perfektes Branding. Stattdessen zählt Sichtbarkeit. Melanie rät, einfach anzufangen. Ein Vorher Nachher Bild, ein Blick hinter die Kulissen oder ein kurzer Clip mit Musik reicht oft schon aus.
Perfektion blockiert. Authentizität verkauft.
Das Feedback auf Instagram ist für sie unbezahlbar. Über Kommentare und Nachrichten bekommt sie direkt mit, was ankommt, was verbessert werden kann und welche Wünsche ihre Community hat. Diese Nähe zu den Kunden ist für sie ein großer Erfolgsfaktor.
Was als bedrucktes T-Shirt begann, ist heute ein wachsendes Modeunternehmen mit Eigenproduktion. Etwa 65 Prozent der Artikel bei Mamell sind mittlerweile eigens entwickelt. Der Rest kommt über Handelspartner.
Wenn mir zehn Frauen sagen, dass sie ein Shirt lieber in Rot hätten, dann ist es eine Woche später da.
Dank Produktion in Italien sind die Lieferzeiten extrem kurz. Melanie kann flexibel auf Wünsche reagieren, ohne große Warenbestände aufzubauen. Auch das ist ein Ergebnis aus den Learnings der Pandemiezeit.
Mamell wächst weiter. Die Firma ist inzwischen mehrfach umgezogen. Aktuell befindet sich der gesamte Betrieb in einem alten Autohaus, das genug Platz für Lager, Versand und Team bietet. Alles wird inhouse abgewickelt. Melanie setzt bewusst auf schlanke Prozesse, kurze Wege und maximale Kontrolle.
Ich will kein totes Kapital im Lager. Lieber schnell nachproduzieren als auf zu viel Ware sitzen.
Diese Strategie sorgt für Flexibilität und Liquidität. Ein Modell, das sich in Zeiten rasanter Veränderungen besonders bewährt hat.
Melanie produziert mit Mamell in Italien. Die Entscheidung fiel bewusst. Für sie zählen kurze Wege, schnelle Lieferzeiten und die Möglichkeit, persönlich vor Ort zu sein. Gerade in der Anfangszeit fuhren sie und ihr Mann sogar selbst mit dem LKW los, um Ware abzuholen. Heute geschieht das nur noch bei Gelegenheit.
Ich wollte wissen, wo und mit wem ich arbeite. Vertrauen entsteht vor Ort, nicht am anderen Ende der Welt.
China kam für sie nie infrage. Nicht wegen des Rufes, sondern wegen des Risikos. Lange Lieferzeiten, hohe Vorkasse und keine Ansprechpartner waren zu unsicher. Italien war die passende Lösung. Und ist es bis heute geblieben.
Die Idee zum Live Shopping kam aus der Community. Eine Kundin erzählte von einer anderen Frau, die ihre Kleidung bei Instagram live präsentierte. Melanie probierte es aus. Eine Softbox für 49 Euro, das Handy in den Selfie-Ständer und los ging es. 41 Zuschauerinnen waren dabei. Die Resonanz war überwältigend.
Ich habe fast einen Kreislaufzusammenbruch bekommen. Aber das war der Moment, in dem ich wusste, das funktioniert.
Heute geht Mamell jeden Donnerstag um 19.30 Uhr live. Seit über fünf Jahren. Nur in absoluten Ausnahmefällen fällt ein Termin aus. Das Live Shopping wurde zum festen Event. Woche für Woche. Echtheit statt Perfektion.
Im Livestream präsentieren verschiedene Frauen mit unterschiedlichen Konfektionsgrößen die Kleidung. Dadurch können die Zuschauerinnen realistisch sehen, wie ein Teil sitzt. Melanie verkauft vor allem Einheitsgrößen. Der Grund:
Ich will nicht, dass Frauen sich durch eine Zahl auf dem Etikett definieren.
Viele Frauen kennen das Problem. In einem Laden tragen sie 36, im nächsten 42. Bei Mamell soll das keine Rolle spielen. Wichtig ist, wie sich das Teil anfühlt und aussieht. Die Kundinnen wissen das zu schätzen.
Melanies Mann Marc ist ihr Ruhepol. Er bleibt meist im Hintergrund, übernimmt aber zentrale Aufgaben im Unternehmen. Er verhandelt mit Händlern, kalkuliert Preise, organisiert die Logistik und kümmert sich um Haus und Kinder.
Es gibt keine Entscheidung, die ich nicht mit ihm bespreche. Ohne ihn gäbe es Mamell nicht.
Marc ist der praktische Macher. Er hält das System am Laufen. Melanie ist die Visionärin. Gemeinsam bilden sie ein perfektes Team. Mamell steht übrigens für Marc und Melanie. Nur ein L wurde angehängt, damit es weicher klingt.
Am emotionalsten wird Melanie, wenn sie über ihre Tochter spricht. Ihre größte Hoffnung ist, dass ihre Tochter stolz auf sie ist. Dass sie sich niemals allein fühlt. Und dass sie weiß, dass ihre Mutter immer an ihrer Seite sein wird.
Wir hatten einen schwierigen Start. Aber genau das macht uns heute so stark.
Nicht nur für ihre Tochter. Auch für ihre Patchwork Kinder und ihren Mann will sie bedingungslos da sein. Die Familie war immer der Kern. Auch wenn sie durch die Gründung oft zurückstecken musste. Dafür ist sie heute umso dankbarer.
Wenn sie zurückblickt, würde Melanie zwei Dinge ihrem jüngeren Ich mitgeben:
Trenne dich früher von Menschen, die dir nicht guttun
Hör auf, dich kleinzumachen
Ich habe mich viel zu lange von anderen definieren lassen. Heute weiß ich, dass ich selbst entscheide, was ich schaffe.
Die Meinung anderer habe sie oft zurückgehalten. Gerade zu Beginn, als sie mit dem Handy in die Kamera sprach, wurde sie belächelt. Heute möchten viele von genau diesen Menschen plötzlich ein Foto mit ihr. Sie kann darüber nur noch lächeln.
Melanies größte Herausforderung als Unternehmerin war das Thema Steuern und Liquidität. Zu Beginn unterschätzte sie die Bedeutung von Rücklagen. Der Kontostand sah gut aus, doch dann kam das Finanzamt. Ihre Empfehlung:
Verstehe das Steuerspiel. Und halte immer echte Liquidität auf dem Konto bereit.
Heute weiß sie, wie wichtig es ist, nicht nur Umsatz zu machen, sondern auch gesund zu wirtschaften. Wer zu schnell wächst, ohne Strukturen zu schaffen, verliert schnell die Kontrolle.
Wohin geht die Reise mit Mamell? Melanie sagt offen, dass sie nie davon geträumt hat, was heute Realität ist. Das Unternehmen ist gewachsen, größer als je gedacht. Jetzt geht es darum, Strukturen zu schaffen, das Team zu stabilisieren und sich neu auszurichten.
Wachstum ist gut. Aber nur, wenn das Fundament stark bleibt.
Neue Projekte wie die eigene Modenschau oder ein Showtruck für Touren durch Deutschland sind in Planung. Doch gleichzeitig möchte sie mehr Ruhe schaffen. Mehr Balance für sich, ihr Team und ihre Familie.
Melanie hat eine klare Botschaft an alle, die zweifeln oder zögern:
Mach dich nicht klein. Du darfst groß träumen. Und du darfst einfach losgehen.
Sie selbst ist den Weg gegangen. Von der Teenie Mutter aus dem Heim zur Unternehmerin mit einer eigenen Marke. Sie weiß, wie es sich anfühlt, wenn niemand an einen glaubt. Und sie weiß, wie sich Erfolg anfühlt, der auf Ehrlichkeit, Mut und Arbeit basiert.
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